22/04/2019 |

Wann sind wir frei?

Frei zu sein wünscht sich jeder.
Aber hat auch jeder die gleiche Vorstellung von Freiheit?

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Oft wird über Freiheit gesprochen. Unzählige Male wurde sie besungen und in Dichtungen thematisiert. Für ihre Freiheit sind Menschen auf die Straße gegangen und haben ganze Regime gestürzt. Also scheint sie von großer Bedeutung für uns zu sein. Ohnehin heißt es ja, dass sie das höchste Gut sei. Und selbst in ausweglosen Situationen oder in Momenten, in denen uns aktives Handeln untersagt ist, sind wenigstens „die Gedanken frei“.

Wir sehnen uns offensichtlich nach Freiheit, verspüren instinktiv den Drang nach ihr. Wenn sie also von solcher Relevanz ist, liegt die Vermutung nahe, dass das persönliche Glück und am Ende auch Erfolg maßgeblich vom eigenen Wunsch nach Freiheit bestimmt wird.

Warum? Oder vielleicht besser gefragt – was genau bedeutet denn Freiheit? Sowohl im privaten als auch beruflichen Umfeld.
Welche vermeintlichen Unfreiheiten bedingen am Ende doch wieder Freiheit?
Wann sind wir frei?
Meines Erachtens ist genau das die Schlüsselfrage. Erst wenn wir das verstehen, können wir Freiheit optimal, realistisch und erfolgbringend leben, integrieren und Teil einer Kultur werden lassen.

Freiheit vor dem Hintergrund der Unternehmenskultur

Zunächst aber nochmal einen Schritt zurück. Über was möchte ich hier schreiben? Über Freiheit, klar. Aber unter welchem Aspekt, bzw. in welchem Zusammenhang? Nun, ich finde, das lässt sich nicht klar trennen oder abgrenzen. Wenn ich z. B. Freiheitsgedanken vor dem Hintergrund einer Unternehmenskultur betrachten möchte, komme ich nicht umhin, mich mit Freiheit aus ganz persönlicher, privater Sicht auseinanderzusetzen. Denn hier geht es wieder einmal stark um Individualismus.

Freiheit als Rahmen einer internen Unternehmensvision bedeutet am Ende nichts anderes, als die persönliche Freiheit des einzelnen Mitarbeiters zu beachten – auf verschiedenen Ebenen, in unterschiedlichen Zusammenhängen und Bedeutungen. Was bedeutet es, frei zu sein? Sicher für jeden etwas ganz anderes.

Freiheit ist Qualität, nicht Quantität. Das Gefühl, frei zu sein, ist absolut individuell.

Das Freiheitsempfinden zeigt unterschiedlichste Ausprägungen und Formen. Was für Einige die absolute Freiheit bedeutet, ist für Andere vielleicht noch lange nicht ausreichend oder sogar das Gegenteil. Das heißt jedoch nicht, dass wir von einer unterschiedlichen „Menge“ an Freiheit sprechen.

Abgesehen von eindeutigen Situationen, in denen z. B. ein Mensch in einem Gefängnis sitzt und ein anderer nicht und beide die gleiche Freiheitsvorstellung haben, kann man grundsätzlich nicht von mehr oder weniger Freiheit sprechen. Nicht unter dem Aspekt, unter dem ich sie beleuchte. Da ist Freiheit nicht Quantität, sondern Qualität. Also wir haben nicht unterschiedlich viel Freiheit, sondern schlicht und ergreifend eine andere, unterschiedliche Freiheit, weil die Vorstellung davon und das ganz eigene Gefühl, frei zu sein, absolut individuell ist.

Freiheit ist individuell

Gemäß meiner Erfahrung verbindet man mit Freiheit in den meisten Fällen die übliche klischeehafte Vorstellung aus der Werbung. Grenzenlos. Ohne Limit. Keinen Regeln unterworfen. Niemandem Rechenschaft schuldig. Auf die Arbeitswelt oder auch unser gesellschaftliches Miteinander übertragen würde es übertrieben gesagt bedeuten: „jeder tut, was er will“. Kann das Freiheit sein? Wir erkennen schnell, dass das zumindest in großen Teilen unrealistisch und vor allem nicht sozial verträglich wäre. Zu sehr spielt hier der Faktor Mensch eine nicht unerhebliche Rolle. Zu wahrscheinlich und groß wäre das Risiko einer Dominanz der „Starken“. Zu vorprogrammiert das Chaos. Also kann auch Freiheit, um für alle „gut“ zu sein, nicht ohne zumindest eine gewisse Regulierung existieren. Deshalb ist diese typisch werbliche Sichtweise auf Freiheit meines Erachtens nur eine Facette davon und keine umfassende oder ganzheitliche Betrachtung.

Um innerhalb einer gesellschaftlichen Ordnung zu einem wirklichen Freiheitsgefühl zu gelangen, müssen wir wie bereits erwähnt einen höchst individuellen Ansatz verfolgen. Für mich bedeutet das vor allem, Menschen die Möglichkeit zu geben, entsprechend ihrer Veranlagung und Neigung leben oder in unserem Fall arbeiten zu können. Weg von Rastern oder Formen, in die jeder passen muss. Weg von Normen, denen jeder entsprechen muss, hin zu einer flexiblen, der Persönlichkeit entsprechenden Lebens- oder Arbeitsweise.

Ich glaube, Menschen entfalten sich dann optimal, wenn ihr persönliches Freiheitsempfinden bedient wird. Dafür die Voraussetzung zu schaffen, bzw. dies zu unterstützen und zu fördern, sollte auch unser Ziel als Führungskraft sein. Neben der eben ausgeführten Akzeptanz von Regeln und Richtlinien bzw. der Festlegung eines Rahmens. Das klingt widersprüchlich, wenn wir von Freiheit reden? Vielleicht auf den ersten Blick. Aber das verstehe ich unter einer ganzheitlichen Betrachtungsweise der Thematik. Freiheit zu durchdringen. Sie zu verstehen. Zu erkennen, dass Freiheit eben nicht immer gleich, sondern sehr individuell ist. Vor allem das Freiheitsgefühl. Und trotzdem ist es immer Freiheit, um die es geht, nur in einer anderen Qualität. Vorausgesetzt wir betrachten sie aus der Sichtweise des jeweiligen Individuums für dasselbe und nicht aus der Sicht eines Einzelnen für eine Allgemeinheit.

Warum streben wir Freiheit überhaupt an? Warum ist sie (uns) wichtig?. In meiner Wahrnehmung ist „sich frei zu fühlen“ eine der Hauptvoraussetzungen für die persönliche Zufriedenheit oder noch wichtiger, für Glück. Frei zu sein bedeutet nämlich vor allem auch, frei von Ängsten, Unsicherheiten und damit möglichst sorgenfrei und sicher zu sein.

Diese Gedanken bringen uns wieder zu dem Punkt, an dem wir erkennen, dass Menschen sich unter ganz verschiedenen Voraussetzungen frei fühlen. Der Eine braucht die nahezu absolute Freiheit, also so wenig Rahmen wie möglich, die Anderen fühlen sich erst durch Begrenzungen frei. Frei durch Begrenzungen? Wie bitte? Ja, denn für sie bedeutet Freiheit, auch frei von Verantwortung und Entscheidungen zu sein. Strikte Vorgaben oder Anleitungen, die man auf den ersten Blick vielleicht als Beschränkung von Freiheit sehen könnte, bedeutet für diese Menschen genau das Gegenteil, denn sie machen sie frei von „Aufgaben“, die ihnen Angst machen oder Stress verursachen.

Die Einen brauchen die absolute Freiheit, also so wenig Rahmen wie möglich, die Anderen fühlen sich erst durch Begrenzungen frei.

Der Philosoph Isaiah Berlin (1909-1997) machte bei seiner Antrittsvorlesung als Professor für Gesellschaftstheorie in Oxford 1958 eine weitere Unterscheidung populär: jene zwischen positiver und negativer Freiheit. Negative Freiheit (Freiheit von) bedeutet Freiheit von äußeren Einschränkungen, positive Freiheit (Freiheit zu) ist die Freiheit, über sich selbst zu bestimmen. Diese Unterscheidung ist vor allem hinsichtlich des verfolgten Zieles von Relevanz. Positiv betrachtet handelt es sich hier um das Ziel der Selbstbestimmung und-verwirklichung, negativ gesehen wird nach der Schaffung eines Raumes, in dem man frei handeln kann, gestrebt.

Was bedeutet Freiheit bei OTRS?

Freiheit zu schaffen, bedeutet in jedem Fall immer auch, andere Sichtweisen zu akzeptieren, die man selbst vielleicht für gar nicht frei erachtet.

Bei OTRS leben wir den Freiheitsgedanken so intensiv wie möglich. Vor allem aber eben so individuell wie möglich. Wir wissen, dass manche Mitarbeiter gern ins Büro kommen, andere lieber von zu Hause arbeiten, manche gern Führungsaufgaben übernehmen, andere lieber angeleitetes Teammitglied sind, einige Frühaufsteher, andere Nachteulen sind. Diese Divergenzen könnte ich schier unendlich weiterführen. Ich denke, Sie wissen, was ich sagen möchte.

So wie wir mit unserer Software Unternehmen die Freiheit geben wollen, erfolgreich zu sein, so wünschen wir auch unseren Mitarbeitern Erfolg auf ganzer Ebene. Eben auch den persönlichen, menschlichen Erfolg. Nicht nur beruflichen. Was auch immer sie darunter verstehen.

Unternehmen generieren ihren Erfolg u. a. durch entstandene Freiräume, durch die Kreativität unterstützt und gefördert wird. So wird auch die Arbeit der einzelnen Mitarbeiter schlussendlich viel erfolgreicher sein, wenn sie die für sie richtige Art der Freiheit beim Ausüben ihrer Tätigkeit oder überhaupt während der Zeit, die sie an ihrer Wirkungsstätte verbringen, empfinden. Und das kann eben vieles bedeuten.

Also darf ich als Vorgesetzter meinen Mitarbeitern nicht meine Vorstellung von Freiheit „überstülpen“, denn damit würde sich u. U. nur ein Teil der Belegschaft verstanden und gefördert fühlen.
Ein anderer Teil würde an „meinem Ideal“ vielleicht verzweifeln und von Tag zu Tag mit weniger Freude an seinen Arbeitsplatz kommen.
Und das wäre definitiv das Letzte, was wir wollen. Denn im Rahmen unserer Möglichkeiten für glückliche Mitarbeiter zu sorgen, ist unser größtes Bestreben.

Auf die (individuelle) Freiheit!

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