Als ich begann, an diesem Blog-Artikel zu arbeiten, war ich mir erst nicht sicher, von welchem Standpunkt aus das sinnvoll wäre.
Ich habe selbst viele Jahre für den öffentlichen Sektor gearbeitet und die Strukturen sind mir gut bekannt. Mit dem Einzug der Digitalisierung haben sich die Unternehmen der Privatwirtschaft zum Teil (zu) langsam, jedoch stetig verändert, in letzter Zeit mit zunehmendem Engagement und größeren Investitionen.
Im öffentlichen Sektor hingegen ist dieser Veränderungsprozess nur in sehr begrenztem Maße wahrnehmbar. Dies hat nicht nur Konsequenzen für Organisationen der öffentlichen Hand, sondern strahlt in gleicher Weise negativ auf die Unternehmen der Privatwirtschaft ab.
Warum ist Digitale Transformation für die öffentliche Hand so schwierig?
Nun, wenn wir uns die Voraussetzungen erfolgreicher Digitaler Transformation ansehen, können wir schnell erkennen, warum deren Umsetzung im öffentlichen Sektor komplizierter ist.
Zum anderen bringt der Wechsel der politischen Orientierungen zwar meist die Forderung nach Veränderungen mit sich, jedoch fehlt es an der langfristigen Planung, in der Schritt für Schritt angepasst und umgesetzt wird.
Selten existiert beispielsweise eine „unternehmerische Vision“. Das liegt zum Teil daran, dass die Zielsetzung sehr komplex ist und manchmal sich widersprechende Unterziele beinhaltet. Zum anderen bringt der Wechsel der politischen Orientierungen zwar meist die Forderung nach Veränderungen mit sich, jedoch fehlt es an der langfristigen Planung, in der Schritt für Schritt angepasst und umgesetzt wird. Daraus ein digitales Veränderungskonzept abzuleiten, ist denkbar herausfordernd.
Häufig gibt es auch widersprüchliche Auffassungen, wer überhaupt der Kunde ist und daraus resultieren unterschiedliche Definitionen von Prozessen und Abläufen. Denken wir zum Beispiel an die Arbeitsagenturen, so fragen sich die Mitarbeiter dort häufig, wie zu priorisieren ist; denn den Arbeitssuchenden zu unterstützen und gleichzeitig den Ansprüchen des Kreises und/oder Stadt zu entsprechen (also des Arbeitgebers), kann in einem echten Dilemma enden.
Dazu kommt ein Aspekt, der keineswegs nur dem öffentlichen Sektor vorbehalten ist: die Unternehmenskultur. Wir wissen, dass Veränderungsmanagement dann besser funktioniert, wenn die Bereitschaft und Erkenntnis vorhanden sind, stetigen Wandel als etwas Systemimmanentes zu begreifen. In vielen Organisationen untergraben jedoch Bürokratie und ein „das haben wir schon immer so gemacht“-Widerstand jeglichen Innovationsansatz. Innovation kann aber nur mit der Bereitschaft zur Veränderung überhaupt entstehen. Der öffentliche Sektor hat nicht zu Unrecht den Ruf, in dieser Hinsicht besonders intensiv an Althergebrachtem festzuhalten.
Die langsam voranschreitende Digitale Transformation im öffentlichen Sektor beeinflusst auch die Privatwirtschaft
Die unzureichende Fähigkeit der öffentlichen Hand, sich mit vollem Einsatz der Digitalisierung zu öffnen, hat aber auch weitreichende negative Auswirkungen auf die Privatwirtschaft:
Deutschland beispielsweise als Standort und für Investoren attraktiv zu machen, setzt voraus, dass die Verwaltung entbürokratisiert wird.
Deutschland beispielsweise als Standort und für Investoren attraktiv zu machen, setzt voraus, dass die Verwaltung entbürokratisiert wird. Dies gilt insbesondere für Branchen, die bisher Deutschland nicht als das Mittel der (Standort-)Wahl erkennen.
Des Weiteren behindert es Unternehmen, wenn sie Verwaltungsleistungen, die für sie relevant sind und einen hohen Erfüllungsaufwand verursachen, nicht oder nur mit hohem Aufwand in Anspruch nehmen können, statt durch Digitalisierung einen leichten Zugang zu erhalten.
Insbesondere junge Unternehmen und Start-ups, die Kapital für Gründung aber auch Wachstum benötigen, brauchen auch auf der Seite der öffentlichen Hand digital kompetente und entsprechend arbeitende Partner, die ohne komplizierte Prozesse Unterstützung bieten.
Ist die Wirtschaft ein Vorbild für den öffentlichen Sektor?
Die Digitalisierung der freien Wirtschaft hat bereits maßgebliche Folgen für den öffentlichen Sektor entfaltet. An vielen Stellen zeichnen sich positive Veränderungen ab. Die Maßnahmen zur Digitalisierung der Verwaltung mit mannigfaltigen Projekten sind bereits im Gange. So ist angedacht, die Prozesse von der Zielsetzung der Verwaltung her neu zu denken und mit allen Möglichkeiten der Digitalisierung disruptiv zu entwickeln. Dabei steht auch die Vernetzung mit der freien Wirtschaft im Fokus.
Für den öffentlichen Sektor bedeutet die Digitale Transformation in besonderer Weise eine Verabschiedung von tradierten oder schärfer formuliert: veralteten Denk- und Arbeitsweisen. So wie die Privatwirtschaft bereits seit langem mit innovativen Kooperationsformen arbeitet, wie beispielsweise Think Tanks oder Inkubatoren, muss dieses auch hier etabliert werden. Dies bietet sich im übrigen an, ohne dass besondere Risiken eingegangen werden müssen, da ein ökonomisches Scheitern in der Verwaltung in aller Regel nicht gegeben ist.
Ziemlich spannend ist die Frage nach der Digitalen Transformation im öffentlichen Sektor insbesondere im Hinblick auf den Fachkräftemangel im IT-Markt.
Ziemlich spannend ist die Frage nach der Digitalen Transformation im öffentlichen Sektor insbesondere im Hinblick auf den Fachkräftemangel im IT-Markt. Denn ohne entsprechende fachliche Kompetenz kann der Wandel nicht vollzogen werden.
Die wachsende Nachfrage nach Digital Experts wird steigen und damit der öffentliche Dienst zu einem unmittelbaren Wettbewerber der Privatwirtschaft im Kampf um die besten Fachkräfte.
Dennoch: der private und der öffentliche Sektor haben mit Sicherheit sehr unterschiedliche Methoden „ihre“ Digitale Transformation umzusetzen und der Weg der Verwaltung ist bestimmt kein leichter. Und so zitiere ich Paul Whimpenny, Contributor, CIO, der George Orwell paraphrasiert hat: “All digital transformations are equal, but some are more equal than others!”
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