02/12/2019 |

Wie Führungsstile den Teamerfolg beeinflussen

Führungsstil ist sehr viel mehr, als nur der Umfang an
(An-)Weisungen oder Eigenverantwortlichkeit bzw.
Entscheidungsspielraum der Mitarbeiter.

Der Prozess beginnt beim Manager selbst, setzt sich in der Interaktion mit dem Einzelnen fort und findet schließlich im Team als systemische Vereinigung dieser einzelnen Mitarbeiter seinen Ausdruck.

Die Literatur über die unterschiedlichen Führungsstile kann sicherlich mit Leichtigkeit ein mehrstöckiges Bürogebäude füllen und ist immer noch Bestandteil der betriebswirtschaftlichen Studiengänge. Im Studium hatten wir die klassische Aufteilung zwischen autoritär und demokratisch, die sicherlich ihre Berechtigung hatte…vor Jahrzehnten! Mit New Work sind viele Ideen von Organisationskultur und Führung überdacht und zum Teil mit einem neuen Etikett versehen worden. Der situationsgerechte Mix aus verschiedenen Führungsstilen wird heute propagiert.
Von Bedeutung ist dies unter anderem auch deswegen, weil wir angesichts des wachsenden Fachkräftemangels mit einem entsprechenden Führungsstil nicht nur den Teamerfolg maßgeblich beeinflussen können, sondern den Ansprüchen der Mitarbeiter an einen attraktiven Arbeitsplatz gerecht werden und damit im Spiel zwischen Angebot und Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt punkten können.

Herausforderung für Führungskräfte

Immer wieder habe ich erlebt, dass Führungskräfte einfach einen Führungsstil „nachgeahmt“ haben und damit gescheitert sind. Eigentlich kein Wunder, denn die Art der Führung lebt im Wesentlichen von der Persönlichkeit, die ihn praktiziert.

Eine Vielzahl von Bedürfnissen gebündelt unter dem Dach einer gemeinsamen Aufgabe und damit höchst unterschiedlichen Ansprüchen an einen Führungsstil.

Wie sieht das nun in der Praxis aus?

Wenn es um Teams geht, stehen wir als Führungskräfte immer vor zwei Aufgaben gleichzeitig: Der Einzelne will in seinen Potenzialen erkannt, durch individuelle und gleichzeitig Teamziele motiviert und in seiner Entwicklung gefördert werden.
Das Team, eine vielleicht multikulturelle oder abteilungsübergreifend arbeitende Gruppe von Menschen mit unterschiedlichen Persönlichkeiten, Potenzialen, Sicht- und Denkweisen, soll zusammen ein gesetztes Ziel erreichen.
Also eine Vielzahl von Bedürfnissen gebündelt unter dem Dach einer gemeinsamen Aufgabe und damit auch höchst unterschiedlichen Ansprüchen an einen Führungsstil, der sie als Individuen aber auch als Team motivieren und befähigen kann, ihre Aufgaben in bester Weise bearbeiten zu können.

Eine große Herausforderung für jede Führungskraft, das ist offensichtlich. Denn das Befähigen eines Teams setzt voraus, dass jeder, nicht nur im Hinblick auf seine individuellen Fähigkeiten, sondern auch im Bezug darauf, welche Position und Funktion er in (s)einem Team einnimmt, Berücksichtigung findet. Die Führungskraft vollzieht damit einen permanenten Balanceakt zwischen individueller und Team-Dynamik.
Und genau dieser ist von erheblicher Bedeutung für den Teamerfolg.

Faktoren erfolgreicher Führung

In Zeiten des Fachkräftemangels ist die zusätzliche Maßgabe, einen Führungsstil zu etablieren, der Motivation mit Produktivität verbindet. Und dazu sind nach meiner Erfahrung drei Faktoren von Bedeutung:

  1. Die Führungskraft selbst
  2. Der individuelle Mitarbeiter
  3. Das Team als System

Führungskräfte sollten sich selbst und ihre Rolle kennen

Die Führungskraft sollte nicht nur über profunde Kenntnisse der verschiedenen Führungsstile und deren Auswirkungen verfügen. Vielmehr ist der erfolgreiche Leader heute der, der auch zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung unterscheiden kann und erkennt, wo seine eigenen Stärken und Schwächen liegen. Als Führungskraft ist man keine abstrakte oder fiktive Persönlichkeit, sondern agiert als Botschafter der Firmenkultur und als unmittelbar Beteiligter in allen Prozessen der Teamentwicklung. Daher ist es wichtig, sich beim Einsatz des „Führungsstil-Instrumentariums“ seiner Aussage und deren Wirkungen bewusst zu sein. Das gilt nicht nur für die Kommunikation, sondern auch für Entscheidungen und deren mittel- und langfristige Wirkung.

Wir müssen in der Lage sein, uns ein Bild über die Persönlichkeitsstruktur zu machen, die Motivation, die mittelbaren und unmittelbaren Ziele.

Führungsstile erfordern große Empathie für Mitarbeiter

Als Vorgesetzte sind wir gefordert, uns intensiv mit unseren direkten Mitarbeitern auseinanderzusetzen. Wir müssen in der Lage sein, uns ein Bild über die Persönlichkeitsstruktur zu machen, die Motivation, die mittelbaren und unmittelbaren Ziele. Gelingt es nicht herauszufinden, in welchem Bereich ein Mitarbeiter basierend auf seinen Fähigkeiten sein Potenzial entfalten kann, wird sich dies über kurz oder lang in Leistungsfähigkeit und -bereitschaft niederschlagen. Wir erhalten nicht das Maß an Kooperation und Input, das wir benötigen, um das Team effektiv arbeiten zu lassen und laufen Gefahr, Teammitglieder zu verlieren.
Dies wiederum hat Auswirkungen auf die Interaktionen im Team und damit seinem Erfolg.

Die Teamdynamik muss bedacht werden

Nicht zuletzt ist es wichtig, zu erkennen welche Dynamik innerhalb des Teams vorliegt und wer welche Rolle einnimmt. Die klassischen Prozesse der Gruppendynamik lassen sich hier gut zur Überprüfung von momentanen Situationen nutzen und um den Status der Kooperationsfähigkeit und damit Zielerreichung immer wieder zu überprüfen. Dies bedeutet auch, aktiv in die Konfliktlösung einzugreifen beziehungsweise rechtzeitig zu intervenieren, bevor Probleme oder Störungen eskalieren. Auch hierfür ist es entscheidend, nicht nur fachlich, sondern vor allem situativ einen guten Blick für das Geschehen zu haben.

Führungsstil ist also sehr viel mehr, als nur der Umfang an (An-)Weisungen oder Eigenverantwortlichkeit beziehungsweise Entscheidungsspielraum der Mitarbeiter.

Der Prozess beginnt bei der Führungskraft selbst, geht weiter über die Interaktion mit den Einzelnen, um sich dann final im Team als dem systemischen Zusammenschluss dieser einzelnen Mitarbeiter niederzuschlagen. Damit haben wir ein breites Wirkungsspektrum eines facettenreichen Führungsportfolios, das keineswegs ein starres ist, sondern einer kontinuierlichen Überprüfung bedarf, um seine positive Wirkung zu gewährleisten.